Dienstag, 27. Januar 2009

Pressekonferenz: Was machen die Medien daraus?

Dieser Entwurf eines Brückenneubaus wurde als Alternative zum geplanten Neubau auf der PK vorgestellt
BERLINER ZEITUNG vom 27.01.2009
Streit um die Rathausbrücke
Bürgervereine fordern den Wiederaufbau nach historischem Vorbild
- Ulrich Paul
Wenn es nach Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) geht, soll die Rathausbrücke am Schlossplatz nach einem Entwurf mit moderner Architektur wieder aufgebaut werden. Mehrere Bürgervereine wollen den Bau jetzt aber in letzter Minute verhindern. "Wir fordern einen Planungsstopp", erklärten gestern Vertreter der Gesellschaft Historisches Berlin, des Vereins Berliner Historische Mitte, des Forums Stadtbild und der AG Rathausbrücke. Der bereits ausgeschriebene Auftrag für den Bau dürfe nicht erteilt werden. Es müsse eine "Denkpause" geben, um neu über die Gestaltung zu diskutieren. Schließlich stamme der Brücken-Entwurf des Architekten Walter Noebel aus dem Jahr 1998. Er beziehe sich noch auf den Palast der Republik, aber nicht auf das Schloss, das jetzt an dessen Stelle neu aufgebaut werden soll.

Die Rathausbrücke verbindet das Nikolaiviertel mit dem Schlossplatz über die Spree. Ihr Platz ist einer der ältesten Brückenstandorte Berlins. Im Laufe der Jahre hieß das Bauwerk erst Lange Brücke, dann Kurfürstenbrücke und schließlich seit 1951 Rathausbrücke. 1307 fand auf der Brücke die erste Vereinigung zwischen Cölln und Berlin statt. 1695 errichteten Arbeiter dort die erste Steinbrücke der Stadt, 1703 fand das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten auf der Brücke Platz.

Von der 1895 umgestalteten Brücke ist heute nur noch ein Pfeiler erhalten. Der Rest ist ein Provisorium, das jetzt durch einen Neubau ersetzt werden soll. Der Pfeiler der historischen Brücke soll nach den Senatsplänen abgerissen werden, um eine Durchfahrtsbreite von 26 Metern für die Binnenschiffe zu erhalten. Die vier Bürgervereine setzen sich dafür ein, dass der alte Pfeiler erhalten bleibt und die Brücke nach historischem Vorbild gestaltet wird. Gestern stellten sie einen Entwurf vor, bei dem dies möglich ist: neben der geforderten 26 Meter breiten Durchfahrt könnten danach der Pfeiler und ein 15 Meter breiter Brückenbogen gebaut werden. Platz genug wäre dafür, wenn die Spree an dieser Stelle auf ihre ursprüngliche Breite erweitert würde. Beim Bau des Palastes der Republik war die Spree hier für die Palast-Terrassen um etwa zehn Meter verschmälert worden. Nach dem Abriss des Palastes ließe sich das Flussbett wieder erweitern. Die vier Bürgervereine dürfen sich über prominente Unterstützung für ihre Forderung freuen. Der deutsche Nobelpreisträger für Medizin von 1999, Günter Blobel, setzte sich jetzt in einem Schreiben an den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit für die historische Brücke ein. "Das banale Betonband" Noebels werde im Zusammenhang mit dem wiederaufgebauten Schloss "lächerlich und irritierend wirken", schreibt er. Die Stadtentwicklungsbehörde bleibt jedoch hart: "Wir haben einen vernünftigen Entwurf und den werden wir auch realisieren."
Morgenpost vom 27.01.2009
Bürgervereine stellen ihre Rathausbrücke vor
- Von Isabell Jürgens
Im Streit um den Neubau der Rathausbrücke, die das Nikolaiviertel mit dem Schloss-Areal verbindet, haben sich jetzt vier Bürgervereine zusammengeschlossen und einen Gegenentwurf präsentiert."Noch ist das Vergabeverfahren zum Neubau nicht abgeschlossen. Es ist noch nicht zu spät, die peinliche Offenbarung von architektonischer Geschichtslosigkeit des Senats zu stoppen", appellierte Stefan Görlich vom Forum Stadtbild Berlin.Die Bürgervereine Forum Stadtbild, Berliner Historische Mitte e.V., AG Rathausbrücke und Gesellschaft Historisches Berlin (GHB) fordern in einem Schreiben an den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und den Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses, die im Oktober 2008 gestartete Ausschreibung der Baumaßnahme sofort zu stoppen.
Wie berichtet, soll die 1953 errichtete Behelfsbrücke abgerissen und durch einen Neubau nach den Plänen des Architekten Walter A. Noebel ersetzt werden. Dieser hatte vor zehn Jahren einen entsprechenden Wettbewerb gewonnen."1999 stand der Palast der Republik noch. Vom Humboldt-Forum mit der Rekonstruktion der barocken Schlossfassaden war keine Rede", so Beate Schubert vom Verein Berliner Historische Mitte. Doch nun würde man mit Noebels schlichter Konstruktion aus Stahl und Beton ohne den noch erhaltenen Mittelpfeiler der alten Kurfürstenbrücke die einmalige Chance vergeben, die städtebauliche Einheit von Brücke, Schloss und Zeughaus wieder herzustellen.
Die Senatsverwaltung hatte jedoch mit Hinweis auf die Erfordernisse der Schifffahrt stets darauf bestanden, dass der Mittelpfeiler weg müsse. "Tatsächlich gibt es aber kein Gesetz, dass diese Forderung rechtlich legitimiert", sagte Annette Ahme von der AG Rathausbrücke. Es müsse lediglich sichergestellt werden, dass die Spree an dieser Stelle auf einer Breite von 26,50 Meter schiffbar sei. "Die Spree ist an dieser Stelle 44 Meter breit", so Ahme. Man könne den linken Bogen auf 26 Meter strecken, um diese Forderung zu erfüllen. Nötig sei dazu nur der Abriss der ehemaligen Palast-Terrasse, der in den 1970er-Jahren zehn Meter in die Spree hineingebaut wurde und diese dort verenge. "Wir fordern keine exakte Rekonstruktion der historischen Brücke, sondern eine Lösung, die das Wiederaufstellen des Reiterstandbildes des Großen Kurfürsten am originalen Standort zulässt", ergänzt Görlich.
Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hatte gestern im Verkehrsausschuss noch einmal betont, das laufende Verfahren zum Bau der Brücke jetzt noch zu stoppen, berge das Risiko möglicher Schadenersatzforderungen durch die Firmen, die sich an der Ausschreibung beteiligt haben.Die Bürgervereine wollen dieses Argument nicht gelten lassen. "Als die Ausschreibung gestartet wurde, waren unsere Einwände bekannt", so Görlich. Ohne die finanziellen Belange abtun zu wollen, sei die Entscheidung über die Gestaltung der Brücke zu wichtig, um sie reinem Verwaltungshandeln zu unterwerfen. "Schließlich stand an dieser Stelle ab 1695 Berlins erste steinerne Brücke, die 1703 durch das von Andreas Schlüter geschaffene Reiterstandbild des Großen Kurfürsten geschmückt wurde."
BILD am 27.1.2009

Zoff um die neue Rathaus-Brücke
Mit Fotogalerie

Neue Rathaus-Brücke
Noebel oder nobel?
Entwurf der Brücken-Initiative Die AG Rathaus-Brücke will die Überführung mit zwei Bögen, einem Pfeiler und Reiterstandbild
Von H. KASCHA
Die neue Rathaus-Brücke – wird sie Noebel oder nobel?
Bis zu ihrer Zerstörung im 2. Weltkrieg war sie die schönste Steinbrücke Ber-lins. Mit Reiterstandbild, Verzierungen, fünf Bögen. Das 1945 gebaute Provisorium soll jetzt dem Bügelbrett-Entwurf von Architekt Walter A. Noebel (55) weichen (9,7 Mio. Euro).

Nobel dagegen will es die Arbeitsgruppe (AG) Rathaus-Brücke. Die Initiative präsentierte gestern eine Variante, die sich am historischen Vorbild von 1695 orientiert. U. a. mit einem Pfeiler (3 m), auf dem wieder der Große Kurfürst (zurzeit Schlosshof Charlottenburg) stehen soll.
„Den Noebel-Entwurf lehnen wir auch deshalb ab, weil er nicht in das Ensemble mit dem zukünftigen Stadtschloss passt“, so AG-Initiatorin Annette Ahme (50).
In zwei Wochen läuft die Ausschreibungsfrist für den Neubau ab. Die AG fordert vom Senat, den Vergabeprozess sofort zu stoppen.
Prominenter Unterstützer: Medizin-Nobelpreisträger Günter Blobel (72). Er schrieb dem Regierenden Klaus Wowereit (55, SPD): „Das banale Betonband wird lächerlich und irritierend wirken.“
Dagegen Manuela Damianakis, Bausenats-Sprecherin: „Der Noebel-Entwurf wird umgesetzt. Baubeginn ist in diesem Halbjahr.“
http://www.bild.de/BILD/berlin/aktuell/2009/01/27/zoff-um-neue/rathaus-bruecke.html

Berliner Kurier, 27.01.2009

Historische Mitte
Der Kurfürst soll wieder auf die Rathausbrücke

Von Sascha Langenbach

Berlin - Preußisches Schmuckstück oder hässliches Bügelbrett? Fans von Berlins historischer Mitte kämpfen um die Rathausbrücke. Doch die "Feinde" Preußens sind zahlreich ...

Darum geht es: Seit 1998 gibt es den Plan, die Brücke zwischen Nikolai-Viertel und Schloßplatz zu erneuern, kühl, modern, ohne Pfeiler in der Spree. Nun ist Geld da, die Ausschreibung läuft, bald könnte gebaut werden.

"Halt!", rufen nun mehrere Vereine. Sie wollen, dass die ehemalige Kurfürstenbrücke mit hübschen Bogen und historisch einigermaßen korrekt wieder aufgebaut wird. Grund: Vor der Fassade des Schlosses wäre die neue Brücke – noch dazu ohne Reiterstandbild des Großen Kurfürsten – ein Fremdkörper.

Die Senats-Bauverwaltung: sieht das anders: "Wir bleiben bei den alten Plänen, das Geld wird verbaut." Klingt nicht nach Preußens Gloria ...

Samstag, 24. Januar 2009

Unter Denkmalschutz stellen

- Unterschutzstellung des historischen Mittelpfeilers der Rathausbrücke in Berlin-Mitte

- Unterschutzstellung der zutage getretenen historischen Ufermauer


... vergleichen Sie das historische Foto hier

Sehr geehrter Herr Dr. Haspel,

hiermit stelle ich den Antrag, daß der historische Pfeiler, der als Rest der historischen Brücke von 1896 noch vorhanden ist, unter Denkmalschutz gestellt wird.

Die 1945 in großen Teilen noch vorhanden gewesene Brücke wurde in den 50er und 70er Jahren durch eine provisorische Behelfsbrücke ersetzt. Mir ist nicht bekannt, wo die umfangreichen bauplastischen Elemente, die sicher teilweise eingelagert worden sind, aufbewahrt werden. Ich bitte und beantrage, dies zu prüfen.

Die Rathausbrücke war die politisch bedeutendste Brücke Berlins. Sie war die erste steinerne Brücke der Mark Brandenburg, und sie spiegelte zusammen mit dem barocken Umbau des Schlosses sowie dem Zeughaus und anderen repräsentativen Bauten den Umbau der Mark Brandenburg zum Königtum Preußen wider. Kunstgeschichtlich und ikonographisch ist sie neben dem Pont Neuf in Paris, der Karlsbrücke in Prag oder der Augustusbrücke in Dresden zu sehen.

Beim Umbau der ursprünglich 5-bogigen Brücke von Nering am Ende des 19. Jahrhunderts hat man die Gestaltungsmerkmale aufgegriffen und die Brücke den technischen Anforderungen der Schiffahrt angepaßt. Man erhielt selbstverständlich das schlütersche Denkmal des Großen Kurfürsten (es durfte noch nicht einmal von seinem Fleck wegrücken, und man hat für das Denkmal eigens ein Gerüst gebaut), man erhielt die Bogenform, und man erhielt die Kartuschen, die die Bogenzwickel geschmückt hatten, um nur einige Gestaltungsmerkmale zu nennen, die beibehalten wurden.

Daß in der Nachkriegszeit die Brücke nicht den erforderlichen Respekt erfahren hat, der ihrer Bedeutung zukommt, mag der Geldknappheit, aber auch der Mißachtung der geschichtlichen Bedeutung zuzuschreiben sein.

Diese Mißachtung darf heute nicht perpetuiert werden.

Für den Palastbau hat man die Spree um ca. 10m verschmälert. Die Spree ist von hohem Wert für das Ortsbild von Berlin ganz besonders an dieser Stelle. Die Brücke hieß ursprünglich einmal "Lange Brücke". Eine gewisse Breite schafft ein anderes Ortsbild als eine künstlich und überflüssig eingeengtes Flußbett.

Es ist daher auch im denkmalrechtlichen Sinne erforderlich, die alte Flußbreite wieder herzustellen, besonders weil es keinen Grund gibt, die künstlich schmale Breite weiter zu belassen.

Im übrigen sind bei den Palast-Abrißarbeiten umfangreiche Reste der alten Ufermauer zutage getreten, deren sofortige Unterschutzstellung ich ebenfalls verlange.

Ich bitte Sie, die beiden Unterschutzstellungen schnellstens auszusprechen, da eine unmittelbare Gefährdung sowohl durch den Abriß der vorhandenen Brücke wie auch durch den geplanten Neubau (betr. Spreebreite) vorliegt.

Aufgrund der Eilbedürftigkeit möchte ich es zunächst bei den genannten Argumenten belassen, behalte mir aber vor, in den nächsten Tagen weitere Argumente für die Unterschutzstellung nachzuliefern.

Mit Dank und mit freundlichen Grüßen

Annette Ahme

Pressekonferenz am 26.01.09 - 11 Uhr

Gemeinsame Pressekonferenz der vier Bürgervereine in Sachen Rathausbrücke

Montag, 26. Januar 2009, 11.00 Uhr

Im "Kurfürstenhaus", Spreeufer 5, Eingang über den Hof

(Kleiner Imbiß)

Das "Kurfürstenhaus" befindet sich direkt gegenüber dem Marstall auf der anderen Seite der Spree; Blick auf die Rathausbrücke.

Es werden sprechen:
- Beate Schubert, Vorsitzende Berliner Historische Mitte e. V.
- Holger Heiken, Vorsitzender Forum Stadtbild e. V.
- Dr. Bernd Wendland, Vorsitzender Gesellschaft Historisches Berlin e. V.
sowie die Unterzeichnerin

Stichworte:

1.) Sachstand (Vergabeverfahren, Stand der parlamentarischen Beratung)
2.) Präsentation eines eigenen alternativen Entwurfs
3.) Weitere Maßnahmen der Bürgervereine und -initiativen

Donnerstag, 22. Januar 2009

Gespann - Bausenatorin Frau Junge-Reyer und Senatsbaudirektorin Frau Regula Lüscher

Presseerklärung der Arbeitsgruppe Rathausbrücke im Nikolaiviertel
zum neuesten Dokument der Mißachtung der Identität der Stadt sowie der Würde ihrer Denkmäler und ihrer Geschichte durch die Senatorin, Frau Junge-Reyer sowie deren Senatsbaudirektorin, Frau Regula Lüscher

Schon öfter einmal wurde die Vermutung geäußert, daß die neue Senatsbaudirektorin, die aus Zürich kommt, nicht angemessen mit den Berliner Problemen umgehen kann. Nun wurde der Umgang mit Berliner Geschichte und Berliner Baudenkmälern auf die Spitze getrieben: Frau Lüscher und mit ihr die Senatorin, Frau Junge-Reyer, erklären allen Ernstes, daß sie es für erwägenswert halten, aus dem Flughafengebäude und -gelände ein "Rotlichtviertel" zu machen.

Dazu ist zu sagen, daß schon vor langer Zeit darauf hingewiesen wurde, daß der beste Schutz für das denkmalgeschützte Flughafengebäude natürlich die Nutzungskontinuität wäre bzw. gewesen wäre. Immerhin handelt es sich – weltkulturerbeverdächtig – um den ersten Flughafen der Welt, und es handelt sich um das seinerzeit größte Gebäude der Welt. In Berlin wurde die Luftfahrt erfunden, das Gebäude legt würdiges Zeugnis von der weltumspannend bedeutenden Geschichte Luftfahrt ab. Einen solchen Vorschlag ("Rotlichtviertel") auch nur in ernsthafte Erwägung zu ziehen, zeugt von einer völligen Respektlosigkeit gegenüber dem Denkmal und der Wirtschafts- und Technik-Geschichte sowie der Berliner Nachkriegsgeschichte (Blockade), für die dieses steht.

Hier ein Zitat aus dem Text der gestrigen Morgenpost:
"Am Vortag waren die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs "Columbiaquartier" zur Zukunft von Tempelhof in der ehemaligen Abflughalle präsentiert worden. Wowereit hatte die Ausstellung eröffnet - offenbar in Unkenntnis vom Vorschlag Nummer 1281. Diese Idee sieht vor, am Rande des Flugfelds und Columbiadamms ein Vergnügungsviertel mit dem Namen "Columbia-Strip" entstehen zu lassen. Eine Jury, zu der auch Senatsbaudirektorin Regula Lüscher gehört, hatte diesen Entwurf und elf weitere aus 80 Vorschlägen ausgewählt."

Wenn es stimmt, daß der Regierende nicht informiert war, was hier für eine Abstrusität präsentiert werden sollte, dann kann man nur fragen: In was für einer Stadt leben wir? Was kann jetzt noch kommen? Immerhin kam es im Senat zum Eklat, nachzulesen in der Morgenpost unter dem Titel:
Proteststurm gegen Nachnutzung Tempelhofs als Rotlichtviertel / Wowereit maßregelt Stadtentwicklungssenatorin.
Klaus Wowereit wird wörtlich zitiert: "Es ist einfach nur Quatsch"; SPD-Partei- und Fraktionschef Micheal Müller: "schlicht unsinnig"; der Tempelhofer Bausenator Bernd Krömer: "absurd". Der ganze Text: http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1018978/Berlin_braucht_keine_Reeperbahn.html

Von der gleichen Ignoranz gegenüber der Berliner Geschichte aber zeugt es, daß das gleiche Gespann (Bausenatorin Frau Junge-Reyer und Senatsbaudirektorin Frau Regula Lüscher) versucht, den völlig aus der Zeit gefallenen Entwurf für die neue Rathausbrücke durchzudrücken. Ohne Not wurde der Sachzwang der Ausschreibung der Bauleistung auf der Grundlage des veralteten Entwurfs geschaffen, obwohl klar war, daß es enorme Bedenken im parlamentarischen Raum gegen diesen Entwurf gab und gibt. Es wurde sogar seitens Frau Lüscher versucht, den Ausschuß dahingehend zu täuschen, als sei die Vergabe schon erfolgt. Die Vergabe ist noch nicht erfolgt. Die Anträge, die sich auf die Rathausbrücke beziehen, stehen erst am 9. Februar 2009 zur Abstimmung.

Die Rathausbrücke ist die wahrscheinlich älteste, auf jeden Fall die geschichtlich bedeutendste Brücke Berlins. Sie hat staatspolitisch und kunsthistorisch den Rang des Pont Neuf in Paris, der Karlsbrücke in Prag oder der Augustusbrücke in Dresden. Nachdem feststeht, daß das Humboldtforum in historischer Form kommt und das Nikolaiviertel in historisierender Form Tatsache ist, hat ein Entwurf, der sich noch am Palast der Republik orientiert, keine Berechtigung mehr. Das hat Frau Lüscher noch nicht verstanden. Sie schützt nun vor, eine Entschädigungszahlung (im niedrigen sechsstelligen Bereich) zu fürchten. Allerdings sollte sie auch dazu sagen, daß sie selbst und Frau Junge-Reyer diese (vielleicht) fällig werdende Entschädigungszahlung zu verantworten haben, weil sie durch die Veröffentlichung der Ausschreibung ohne Not die Fakten geschaffen haben, die sie jetzt so scheinheilig zu bedauern vorgeben.

Mit freundlichen Grüßen, im Auftrag der Arbeitsgruppe Rathausbrücke im Nikolaiviertel

Bitte gehen Sie – wenn Sie es irgend einrichten können – zu der Bürgerversammlung am Donnerstag, 22. Januar 2009, 18.00 Uhr, Haupthalle des Flughafens Tempelhof, oder/und sagen es weiter! Vielen Dank!

Mittwoch, 14. Januar 2009

TREFFEN am Montag

Wir treffen uns am
Montag, 19. Januar 2009 um 18.30 Uhr
in der Zille-Destille direkt rechts neben dem Zille-Museum (dieses befindet sich Propststr. 11)
Die Propststr. 11 geht direkt von der Nikolaikirche zur Spree, am Ende das kleine Plätzchen an der Spree mit dem Heiligen Georg (aus dem Schloßhof, Eosanderhof).
Wir legen dann am Montag endgültig fest, an welchem Tag und um welche Uhrzeit wir uns immer treffen werden.

Rückblende:
Im Stadtplanungsausschuß vom 12.1.2009 wurde von Seiten der Senatsbauverwaltung so getan, als sei der Auftrag schon vergeben worden. Das stimmt nicht, das Verfahren befindet sich in der Prüfung. Es käme daher nun darauf an, den Mitgliedern des Stadtplanungsausschusses einen Brief zu schreiben, der darüber aufklärt:
1.) Es gibt keinen schiffahrtsrechtlichen Zwang, der es verhindert, daß ein Pfeiler gebaut wird
2.) Das Verfahren ist in der Prüfung, ein Aufhalten ist noch immer möglich.
Das Rathausbrückenthema selbst ist auf die übernächste Ausschuß-Sitzung vertagt worden, also wohl Montag, 9. Februar.
Am Abend in der URANIA-Veranstaltung zur Rathausbrücke hat Dr. Flierl noch einmal betont, daß ein Umdenken in Sachen Rathausbrücke richtig wäre (steht heute auch so in der Presse), und daß aus seiner Sicht es an der Zeit wäre, den Großen Kurfürsten aus seinem provisorischen Nachkriegs-Aufstellungsplatz im Schloßhof des Schlosses Charlottenburg herauszuholen.
Wir haben also noch eine "letzte Frist" von vier Wochen, auch die Prüfung der Ausschreibung dauert noch in etwa so lange an.
D. h., wir müssen in den nächsten Tagen und Wochen so "viel los machen" wie möglich, denn der Rest einer kleinen Chance scheint noch da zu sein. Auch die SPD-Vertreterin im Ausschuß hat öffentlich erklärt, daß ihr ein Umdenken lieber wäre.
Heute kommt Boddien mit seinem neuen Verkehrskonzept in Sachen Humboldtforum, wir können also argumentieren "Alles ist im Fluß".

Presse berichtet

Hier eine kleine Presse-Auslese zum Thema Rathausbrücke, Ulrich Paul schreibt in der Berliner Zeitung:

"Vollendete Tatsachen
Ulrich Paul
ULRICH PAUL wünscht sich eine bessere Planung rund um den Schlossplatz.
Das soll doch bitte jemand verstehen! Da will der Senat in diesem Jahr einen Wettbewerb zur Gestaltung des Schlossplatz-Umfelds starten, aber ausgerechnet der Bau der Rathausbrücke soll dabei ausgeklammert werden. Dabei ist die Brücke, die den Schlossplatz mit dem Nikolaiviertel verbindet, eines der wichtigsten Bauwerke im historischen Zentrum.
Senatsbaudirektorin Regula Lüscher erklärte gestern vor dem Ausschuss für Stadtentwicklung, dass die Brücke nach dem umstrittenen (modernen) Entwurf des Architekten Walter Noebel errichtet werden soll. Die Ausschreibung für den Bau sei bereits gestartet worden. Es würde "sehr viel Geld" kosten, dieses Verfahren jetzt noch zu stoppen. So schafft man vollendete Tatsachen. Richtig wäre es gewesen, die Gestaltung der Brücke zum Gegenstand des Wettbewerbs zu machen. Dann hätte sich erweisen können, ob eine moderne oder eine historisierende Brücke besser in die Mitte passt. Denn als die Entscheidung für die moderne Brücke fiel, war noch nicht klar, dass das Humboldt-Forum mit den Barockfassaden des früheren Schlosses gebaut werden würde.
Absurd ist, dass der Bau der Rathausbrücke ausgeschrieben wurde, bevor ein Verkehrskonzept für die Spreeinsel vorliegt. Vieles spräche nämlich dafür, den Bereich zwischen dem neuen Schloss und dem Lustgarten künftig für den Durchgangsverkehr zu sperren und Autos und Busse über die Rathausbrücke umzuleiten. Das ginge natürlich nur, wenn die Rathausbrücke ausreichend dimensioniert ist. Der jetzt betriebene Bau der Brücke ist leider vorschnell. Eine gute Planung sieht anders aus. "
Der dazugehörige Sachartikel lautet:
Ausstellung über das neue Schloss
"Die drei Nutzer präsentieren ab Juli ihre Vorstellungen
Ulrich Paul
Die Berliner können sich vom Sommer dieses Jahres an ein Bild davon machen, wie das neue Schloss im historischen Zentrum genutzt werden soll. Am 9. Juli werde im Alten Museum eine Ausstellung eröffnet, bei der die drei Hauptnutzer ihre "Visionen vom Humboldt-Forum" vorstellen, sagte gestern der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), Hermann Parzinger, vor dem Ausschuss für Stadtentwicklung im Abgeordnetenhaus. Humboldt-Forum ist der offizielle Name für den Schlossneubau. Die SPK will im Humboldt-Forum ihre außereuropäischen Sammlungen zeigen, die Humboldt-Uni wissenschaftsgeschichtliche Werke ausstellen und die Zentral- und Landesbibliothek ausgewählte Bestände dazu präsentieren. Parzinger sagte, alle drei Institutionen seien mit dem preisgekrönten Entwurf des Italieners Franco Stella "rundum zufrieden". Stella hatte den Wettbewerb zum Bau des neuen Schlosses gewonnen. Zur Frage, ob es genügend Steinmetze für die Rekonstruktion der Barockfassaden gebe, sagte Parzinger, es sei auch vorstellbar, dass die Fassaden bereits fertig seien, der Bauschmuck aber erst später angebracht werde.
Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sagte, für die Realisierung des Schlosses müsse ein Bebauungsplan erarbeitet werden. Ziel sei es, diesen bis Sommer 2010 zu verabschieden. Dann sei das Projekt "bewilligungsfähig". Direkt am Bauplatz soll eine Humboldt-Box über das geplante Bauprojekt informieren. Der Bau der Box soll 2010 beginnen. Noch 2009 ist laut Lüscher ein Gestaltungswettbewerb für die Umgebung des neuen Schlosses geplant. Der Neubau der Rathausbrücke fällt aber nicht darunter. Die Brücke soll nach einem modernen Entwurf gestaltet werden. Der Bau sei bereits ausgeschrieben worden, sagte Lüscher. CDU und FDP kritisierten das Vorgehen als "überstürzt" und "planlos". Die geplante Brücke füge sich nicht in das Stadtbild ein, erklärte der FDP-Abgeordnete Albert Weingärtner. (ulp.)"

Und noch ein Zitat aus der Berliner Morgenpost:

"Wir brauchen eine neue stadtentwicklungspolitische Debatte um die Gestalt der Brücke", sagte der Ausschussvorsitzende Thomas Flierl (Linke). Die Neubauplanungen auf Grundlage des Wettbewerbes vor zehn Jahren seien nicht mehr angemessen."

Der ganze Artikel: http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1014007/Viele_Fragen_offen_Wie_bitte_gehts_zum_Schloss.html

Und die taz weiß schon mehr:

"Fest steht, dass die Rathausbrücke an der südlichen Seite des Schlossplatzes im historischen Gewand neu gebaut wird"

Aber das ist wohl leider ein Irrtum, der Redakteur muß irgendwas falsch verstanden haben. Der ganze Artikel:

http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/?dig=2009%2F01%2F13%2Fa0156&cHash=d13d5bcada

Wer macht noch mit bei der AG Rathausbrücke? Nächstes Treffen = Montag, 19. Januar 2009, 18.30 Uhr, in der Zille-Destille; diese befindet sich rechts neben dem Zille-Museum. Das Zille-Museum hat die Adresse Propststr. 11. Die Propststraße geht von der Nikolaikirche zur Spree und endet auf dem kleinen Platz, auf dem provisorisch der heilige Georg aus dem Eosanderhof des Berliner Schlosses aufgestellt ist.

Mittwoch, 7. Januar 2009

TERMINE für Montag

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich erlaube mir, Sie noch einmal auf die beiden Termine in der nächsten Woche hinzuweisen:
1.) Stadtplanungsausschuß zum Thema Humboldtforum und Umfeld

Hierzu liegen Anträge der Fraktionen vor, die sich allgemein mit dem Umfeld und auch speziell mit der Rathausbrücke befassen.

Montag, 12. Januar 2009, 10.00 Uhr, Abgeordnetenhaus von Berlin, Karten beim Besucherdienst: 23251067 oder -62

2.) Diskussion "Streitfall Moderne – Brauchen wir eine historische Rathausbrücke?"

Montag, 12. Januar, 17.30 Uhr,
in der URANIA BERLIN, mit Dr. Thomas Flierl (Fraktion Die Linke, Vors. Stadtentwicklungsausschuß des Abgeordnetenhauses), Dipl.-phil. Peter Feist (Stadthistoriker) und Martin Boettcher (Interessengemeinschaft Nikolaiviertel) sowie der Unterzeichnerin.

Und bin mit freundlichem Gruß und besten Wünschen für das Neue Jahr
Annette Ahme